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BHAGAVAD-GITA - JOGA - RAMAJANA - BRAHMA

                                                                                                            
Am ausführlichsten und glänzendsten aber ist das, was durch jenes Versinken in sich bewirkt wird, in der Episode des Ramajana, dieses indischen Nationalgedichts, dargestellt, welche vom Wischwamitra handelt. Ich will die Hauptzüge davon kürzlich ausheben, teils zur Vervollständigung der Vorstellung von dieser wesentlichsten Seite indischer Eigentümlichkeit, teils in Beziehung auf eine weitere höchst interessante Bestimmung, die sich daran anschließt.

Wasischtha, ein Brahmane, lebt in einer Einsiedelei, die mit Blumen, rankenden Pflanzen usf. bedeckt ist, beobachtend heilige Gebräuche, umringt von Weisen, die dem Opfern und der Wiederholung des heiligen Namens gewidmet sind, und zwar den Balukhilja-Weisen,
60 000 aus den Haaren Brahmas entsprungen, so groß wie ein Daumen, den Wikhanusas, anderen Pygmäenweisen aus den Nägeln Brahmas usf. Wischwamitra (nun der Führer und Begleiter Ramas, des Helden des Gedichts, und seines Bruders Lakschmana) kam als mächtiger Monarch, der manche tausend Jahre seine Untertanen beglückt hatte und nun mit einer großen Armee die Erde durchzog, zu jenem Weisen, der die Kuh Subala (im allgemeinen Symbol der Produktivität der Erde) besaß, welche der König zu erhalten wünschte und, nachdem er vergebens 100 000 Kühe, dann 14000 Elefanten mit allem Rüstzeug von purem Gold,
100 goldene Wagen, jeden von vier weißen Rossen gezogen, für sie geboten hatte, mit Gewalt hinwegnahm. Subala entflieht zu Wasischtha, der, äußernd, daß er gegen den mächtigen König, den Herrn so vieler Elefanten, Pferde, Mannschaft usf. nichts machen könne, von ihr daran erinnert wird, daß die Macht des Kschatrija nicht größer sei als die eines Brahmanen; Brahma-Kraft sei göttlich, weit erhaben über die eines Monarchen. Sie erschafft dann dem Wasischtha eine Armee von 100 Pahlawa- (Pelhwi-, Perser-) Königen, welche die Armee des Wischwamitra zerstören [sollen]; dieser erschießt sie mit seinen Pfeilen. Die Kuh bringt von neuem Heere, Saken, Javanas (die man mit Javan, Joniern zusammenstellt) usf. hervor; es geht ihnen durch die Pfeile des Königs wie den anderen. Wasischtha heißt die Kuh neue Heere herbeischaffen, von denen dann die Armee des Wischwamitra vernichtet wird, dessen
100 Söhne, die ergrimmt auf den Brahmanen losgehen, von diesem mit einem lauten Blas des Nabels verbrannt werden. - Solches ist die Macht des Brahmanen.

Nun überläßt der König seinem einzigen übrigen Sohne, sein Reich zu bewahren, und geht in die Wildnis des Himawat. Um die Gunst Mahadewas (Schiwas) zu erlangen, übernimmt er die strengsten Übungen, steht auf den Spitzen seiner großen Zehen mit aufgehobenen Händen, wie eine Schlange von Luft gefüttert, hundert Jahre.
Der Gott gewährt dem Könige die von ihm verlangte Kunst des Bogens in ihrem ganzen Umfange; er gebraucht sie, an Wasischtha Rache zu nehmen, verbrennt und verwüstet den Wald, den Schauplatz der Devotion desselben, daß die Weisen, Tiere und Vögel zu Tausenden fliehen. Aber seine Waffe, vor der die Götter und alle drei Welten in Schrecken geraten, wird zuschanden durch den einfachen Stab Wasischthas.
Der König, tiefseufzend, sehend, was die Macht eines Brahmanen ist, tritt eine neue Laufbahn strenger Übung und der Abstraktionen seines Gedankens an, um die Brahmanschaft zu erlangen, und bringt so tausend Jahre zu.

Nach Verlauf derselben erklärt ihn Brahma, der Herr der Welt, für einen königlichen Weisen. Wischwamitra läßt sein Haupt mit Scham hängen, von Verdruß erfüllt
- Nachdem ich solche Übungen vollbracht, nur ein königlicher Weiser! ich achte mich für nichts! -, und beginnt von neuem seine Abstraktionen. Indessen fällt es dem Fürsten Trisanku, einem Manne der Wahrheit, von besiegten Leidenschaften, ein, ein Opfer anzustellen, daß er in seinem körperlichen Zustande unter die Götter komme. Wasischtha, an den er sich wendet, sagt ihm, dies sei unmöglich, verflucht ihn und macht eine niedrige, aus der Kaste gestoßene Kreatur, Tschandala, aus ihm. Wischwamitra, den er nun auf die gewünschte Versetzung in den Himmel angeht, ist dazu bereit; dies sei in seinen Händen, er wolle es bewirken.
Er bereitet ein Opfer, zu dem er dem Wasischtha mit seinen Asketen die Einladung macht; dieser schlägt sie aus: Wie soll der Herr des Himmels von einem Opfer essen, wo ein Kschatrija Priester ist, von Dingen, die ein Tschandala darbietet.
Die Götter schlagen ebenso die Einladung aus. Der große Wischwamitra, voll Zorn, ergreift den geheiligten Kochlöffel und sagt, kraft seiner geübten Strengigkeiten, seiner selbsterworbenen Energie wolle er es bewirken. - Da stieg der Fürst Trisanku unmittelbar in den Himmel. Indra, der König des Himmels, wirft ihn herunter; Trisanku ruft im Fallen den Wischwamitra: Hilf! Hilf! Dieser, voll Zorn, ruft: Halt! Halt! Trisanku bleibt so zwischen Himmel und Erde. Wischwamitra erschafft im Zorn sieben andere große Weise (die Plejaden, sagt der Ausleger, am südlichen Himmel) und, wie er diese an ihrem Platze sah, noch andere Familien von himmlischen Körpern und dann einen anderen Indra und einen anderen Kreis von Göttern. Die Götter und Weisen, versteinert vor Erstaunen, wenden sich hierauf an Wischwamitra mit demütiger Bitte, nicht auf der Versetzung des von Brahmanen Verfluchten in den Himmel ohne Reinigung (zur Wiederaufnahme in die Kaste) zu bestehen und die Ordnung der Dinge nicht zu zerstören. Der König beharrt darauf: was er versprochen, dürfe nicht unerfüllt bleiben; sie verständigen sich dann über einen Platz für Trisanku am Himmel außerhalb des Feuerkreises. 

Nach tausend Jahren vollbrachter Abstraktion erklärt Brahma den König für einen obersten Weisen (chief sage). Nicht zufrieden damit, fängt er einen neuen Kursus an; hier kommt ein schönes Mädchen (Menaka, die Mutter der Sakuntala wird) zu ihm, verführt ihn, daß er fünfundzwanzig Jahre mit ihr vertändelt. Erwachend aus dieser Vergessenheit fängt er ein neues Jahrtausend von Strengigkeit an. Die Götter geraten in Bangigkeit, er bereite durch seine stupenden Übungen ihnen allen Unglück. Brahma erklärt ihm hierauf, daß er ihm den Vorrang unter den obersten Weisen gebe.
Auf Wischwamitras Entgegnung, daß er hiermit noch nicht für einen Brahma-Weisen (Brahma-sage) erklärt werde, erwidert Brahma: Du hast deine Leidenschaften, Zorn und Lust, noch nicht unterjocht1) , wie kannst du Brahmanschaft verlangen?

Wischwamitra beginnt seine Übungen abermals; vergebens versucht ihn Indra wieder durch die schönste Upsura, vergebens reizt er ihn zum Ärger. Nachdem der Chef der Weisen nun tausend Jahre geschwiegen und seinen Atem zurückgehalten, wird dem Gott des Himmels, Indra, himmelbang, ingleichen den anderen Göttern; sie wenden sich an Brahma: In diesem großen Weisen ist nicht der kleinste Schatten einer Sünde mehr; wenn das Verlangen seines Geistes nicht erfüllt wird, wird er mit seiner Abstraktion das Universum zerstören.
Die Extreme der Welt sind in Verwirrung, die Meere im Sturm, die Berge im Fallen begriffen, die Erde zittert usf. O Brahma, wir können nicht versichern, daß die Menschen nicht Atheisten werden, die Welt ist voll Staunens und Unordnung. - So wird nun Wischwamitra von Brahma endlich für einen Brahma-Weisen (Brahma-sage) erklärt und versöhnt sich mit Wasischtha.

Diese Erzählung ist höchst charakteristisch schon für den Mittelpunkt der indischen Weltanstauung. Das Grundverhältnis aller Religion und Philosophie ist das Verhältnis zunächst des Geistes überhaupt zur Natur und dann des absoluten Geistes zum endlichen Geiste. Die indische Grundbestimmung ist, daß die abstrakte Geistigkeit, die Konzentration der reinen bestimmungs- und schrankenlosen Abstraktion, die absolute Macht des Natürlichen ist; es ist der Punkt der Negativität des Denkens, die reine Subjektivität des Geistes, in der alles Besondere und alle Naturmacht zu einem Ohnmächtigen, Unselbständigen und Verschwindenden herabgesetzt ist. Aber diese abstrakte Subjektivität erscheint hier zunächst als Konzentration, die der Mensch in sich hervorbringt; wie sie sich zu Gott oder vielmehr Brahma verhält, will ich nachher erwähnen.

Vornehmlich charakteristisch ist diese Episode für das Verhältnis eines Kaschatrija zum Brahmanen, bei dem ich zuerst verweilen will.
- Jene vielfachen Kurse von Mortifikationen in der Assiduität der Vertiefung sind zu durchlaufen, damit ein Kschatrija dasjenige erreiche, was der Brahmane von Haus aus, d. i. durch die Geburt ist. Wenn ein Mann aus einer anderen Kaste erst durch die erzählten langwierigen Härten und Zustände der äußeren und inneren Abstraktion wiedergeboren werden kann, so ist der Brahmane sogleich als solcher ein Zweimalgeborener, - eine Benennung, die im Ramajana dem Brahmanen als ein zu einem Titel gewordener Ausdruck gegeben wird.
In den Gesetzen des Manu (I, 93-100), wo in der Stufenreihe der existierenden Dinge die Brahmanen-Kaste als die vortrefflichste angegeben wird, ist wohl auch wieder unter den Brahmanen eine Stufenfolge angegeben und gesagt, daß unter ihnen diejenigen, welche ihre Schuldigkeit kennen, eminieren, unter diesen die, welche sie tugendhaft ausüben, unter ihnen die, welche Seligkeit suchen durch eine vollkommene Bekanntschaft mit der heiligen Lehre. Teils sind diese Stufen nicht durch Übungen jener indischen Art, noch durch die geistigere Erwerbung einer intellektuellen und wirklich moralischen Bildung bedingt, teils ist für sich das Lesen der Wedas, in deren Besitz die Brahmanen sind nebst den Lebensvorschriften, die sie zu beobachten haben, der Zustand dieser durch die Natur schon Zweimalgeborenen selbst, die Einheit mit Gott.
Wenn der Engländer in der angeführten Stelle aus Manu die europäischen Ausdrücke von Pflicht und Tugendübung anwendet, so haben sie nur den formellen Sinn der genauen Beobachtung seiner [des Brahmanen] Kastengebote. Unter diese gehören nicht politische Bürgerpflichten, auch nicht die, Abgaben zu entrichten; "der König, auch wenn er aus Mangel stirbt, darf nicht irgendeine Taxe von Brahmanen, weil er in den Wedas gelehrt ist, nehmen". Dem Brahmanen ist es wohl verboten zu morden, zu stehlen; doch darf er für solche Verbrechen nicht bestraft, nur, jedoch mit Beibehaltung seines Vermögens, aus dem Lande verbannt werden. Auch gelten für ihn, wie für den Inder überhaupt, nicht die moralischen Pflichten der Menschenliebe;
- ein Brahmane darf oder muß den Tschandala töten, der ihm zu nahe käme und ihn durch Berührung beflecken könnte; viel weniger hat er die moralische Pflicht, einem solchen, wenn er vor ihm verschmachtend läge und durch eine kleine Hilfe, einen Trunk Wassers, vom Tode errettet werden könnte, eine Hilfe zu leisten, ebensowenig als gegen irgend andere Menschenliebe auszuüben.
Die geforderte Moralität beschränkt sich auf das Negative, die Unterdrückung der Leidenschaften; a man of subdued passions, diesen Ausdruck liest man allenthalben als ein Prädikat des Weisen. So wichtig die Abwesenheit böser Neigungen und Empfindungen ist, so ist dies noch nicht Tugend und praktische Moralität. Die affirmativen Pflichten des Brahmanen bestehen in einer unendlichen Menge von Beobachtungen der leersten und abgeschmacktesten Vorschriften und in dem Lesen und Meditieren der Wedas. Wenn wir noch die in den allgemeinen Ausdrücken ausgesprochenen Lehren und Vorschriften lesen, werden wir zu leicht verführt, sie in dem Sinne unserer Moralität zu nehmen; ihr Verständnis liegt allein in ihrem wirklichen Inhalt. 2) Die Gelehrsamkeit ist für sich als eine untergeordnete Stufe angegeben; den absoluten Wert hat das Lesen der Wedas; das Innehaben und Meditieren derselben ist als solches schon die absolute Wissenschaft.
Welche Geistlosigkeit selbst dies unendlich verdienstliche Lesen der Wedas zuläßt, sagt uns Colebrooke (Asiatic Researches VIII, p. 390), wo er die verschiedenen abergläubischen Arten angibt, in denen dies Lesen geschieht, - nämlich entweder so, daß jedes Wort für sich einzeln gesprochen oder die Worte abwechselnd wiederholt werden, und zwar rückwärts und vorwärts, und wieder einmal oder öfter, zu welchem Behufe besonders eingerichtete Abschriften gemacht werden, deren Namen Colebrooke daselbst angibt, so daß auch jede Mühe der eigenen Aufmerksamkeit für das Anordnen des sinnlosen Lesens erspart wird.

Die transzendente Macht, welche nach den obigen Anführungen dem Wasischtha zugeschrieben wird, ist nicht eine Lizenz der Dichtung, sich in dergleichen Erfindungen zu ergehen. Unsere Vorstellungen von willkürlichen Erdichtungen in der Poesie passen ohnehin auf die indischen Produktionen nicht. Die Hoheit der Brahmanen ist ein wesentlicher Teil des Systems der Gesetzgebung, und selbst die Vorstellung von jener überschwenglichen Macht ist in die Gesetzgebung selber aufgenommen. Unter der weitläufigen Ausführung der Pflichten und Rechte der Brahmanen in dem Kodex findet sich auch folgendes: Ein Brahmane hat nicht nötig, bei dem König über Unrecht und Verletzung zu klagen, weil er selbst durch seine eigene Macht die, die ihn beleidigen, strafen kann. - Der König, obgleich in der äußersten Not, hüte sich, Brahmanen zum Unmut zu reizen; denn einmal aufgebracht, könnten sie unmittelbar ihn mit seinen Truppen, Elefanten, Pferden und Wagen vernichten. Wer könnte, ohne zugrunde zu gehen, diese heiligen Männer reizen, durch welche die altverzehrende Flamme geschaffen ward, die See mit untrinkbaren Wassern und der Mond mit seinem Ab- und Zunehmen?
Welcher Fürst könnte Reichtum gewinnen, wenn er diejenigen unterdrückte, welche, wenn sie zornig, andere Welten und Regenten der Welten erschaffen und anderen Göttern und Sterblichen Dasein geben könnten? Welcher Mann, dem sein Leben lieb ist, wird diejenigen beleidigen, durch deren Hilfe die Welten und die Götter fortbestehen, - diejenigen, welche reich sind in der Kenntnis der Wedas? Ein Brahmane, gelehrt oder ungelehrt, ist eine mächtige Gottheit, so wie Feuer eine mächtige Gottheit ist, ob es geweiht ist oder nicht (Manus Gesetzbuch v. M. Jones, K. IX, 317).
Der Brahmane, indem er die Wedas liest und seine pflichtmäßigen Werke, d. i. das für alle und jede tägliche, trivialste Verrichtung Vorgeschriebene beobachtet, ist ein Vollendeter und lebt in der Vollendung; der oben angeführte Unterschied betrifft, wie in der Bhagavad-Gita die Stufen der Joga, den verschiedenen Wert seiner Verrichtungen in Beziehung auf die unterschiedenen Stufen der Vollendung, deren höchste das Lesen und die Meditation der Wedas, die Stufe des Weisen und die Seligkeit ist.
- Daß es dagegen unter den anderen Kasten nur wenige geben werde, welche durch die angeführten beschwerlichen Mittel diejenige Hoheit zu erlangen suchten, die der Brahmane unbeschwerlich besitzt, ist von selbst zu vermuten. Die obenerwähnten Beispiele sind einzelne Erscheinungen, die ebenso sparsam vorkommen, als der gleichfalls erwähnte religiöse Selbstmord häufig ist. Dieser aber bewirkt nicht diese Vereinigung mit Gott und die transzendente Gewalt, noch die Befreiung von der Seelenwanderung, welche das Ziel dessen ist, der sich der ausführlichen Selbsttötung und dem Zustande der Bewußtlosigkeit im Bewußtsein widmet. Krischna klagte (s. oben) über die Seltenheit derer, welche die Vollendung suchen, und Kapitän Wilford, der hier aus eigener Erfahrung spricht, sagt darüber: Soviel die Inder von der Erlangung der Seligkeit auf dem Wege der Joga sprechen, so habe ich doch keinen einzigen Inder finden können, welcher diesen Weg nehmen wollte; sie führten an, daß eine Verzichtleistung auf die Welt und ihre Vergnügungen, eine vollkommene Selbstverleugnung gefordert werde und sie sich keine Vorstellung von den Genüssen der versprochenen Seligkeit machen können, da es dabei nicht Essen, Trinken, Heiraten usf. gebe. In dem irdischen Paradiese dagegen (wie wir es etwa nennen könnten - Swergathumis, unterschieden von Mokscha, jener Seligkeit) esse man, trinke, heirate usf. Den Brahmanen sind die genannten Entbehrungen, die an die anderen Kasten zur Vollendung gefordert werden, nicht auferlegt. Unter den Fakirs im nördlichen Hindostan führt Kapitän Rapter (Asiatic Researches XI) eine Art an, die Jogi heißen, aber als eine besondere Sekte aufgeführt werden. Sosehr sie, wie die anderen Fakirs, der indischen Religion angehören und teils den Schiwa, teils den Wischnu verehren (Rapter führt auch eine Sekte unter diesen Fakirs an, die den Nana, den Stifter der Sekte der Sikhs verehrt), so haben sie sich doch vom Brahmanen-Übergewicht losgemacht  und nehmen sich auf ihre mitunter sehr leichtfertige Weise, ohne den Weg jener langwierigen Mortifikationen durchzumachen, die Vorzüge, welche den Brahmanen die Geburt und die Lebensweise der Kaste gewährt.

Die übernatürliche Macht haben wir als der dritten Stufe der Joga angehörig gesehen.
Der Genuß, der dieser Stufe zukommt, ist, da sie nicht die höchste ist, gleichfalls noch nicht der höchste.
Ich habe hierüber das anzuführen, was Herr von Humboldt S. 41 über diese, wie es sich nennen läßt, relative Seligkeit aus dem Gedichte zusammenstellt und dieses Los von der absoluten Seligkeit unterscheidet. Dies Los heißt nämlich Erhebung in die fleckenlosen Welten derer, die das Höchste kennen (XIV, 14 f.). Herr von Humboldt erkennt darin, gewiß mit Recht, dasselbe mit dem Leben in den Welten derer, die reinen Wandels gewesen, welches unendliche Jahre vor einer neuen Wiedergeburt in die zeitliche Welt dauern soll, VI, 41, 42. Die Wiedergeburt steht zwar einem solchen bevor, weil er nicht absolut die Devotion vollendet hat (Wilkins: durch den Tod unterbrochen, Herr von Schlegel überhaupt:
qui devetione excidit), jedoch eine Geburt in einer heiligen und achtungswerten Familie, ohne Zweifel einer Brahmanenfamilie (Herr von Schlegel hat nur castorum beatorumque familia), oder aus dem Geschlecht eines gelehrten Jogi; eine solche Wiedergeburt sei höchst schwer (wie wir gesehen) zu erlangen. IX, 20-22 ist dasselbe wiederholt. Herr von Humboldt fügt hinzu, daß die Wiedergeburt in die irdische Welt nach Erschöpfung des erworbenen Verdienstes als das Schicksal derer geschildert werde, die sich auf beschränkte Weise nur an die heiligen Bücher und die in ihnen vorgeschriebenen Zeremonien gehalten; es heißt nämlich nach Herrn von Schlegels Übersetzung daselbst (sl. 21): "sic religionem librorum sacrorum sectantes, desideriis capti, felicitatem fluxam ac reciprocantem adipiscuntur"3) ;
denn gegen die Lehre der Wedas und die wissenschaftliche Theologie eifere die Bhagavad-Gita auch sonst, nicht sie ganz wegwerfand, aber sie darstellend als nicht den letzten Grund erforschend, nicht das letzte Ziel erreichend (II, 41-53). Vorhin ist des Lesens der Wedas als des heiligsten Geschäfts der Brahmanen erwähnt worden; um hierin nicht einen Widerspruch mit dem zu finden, was Herr von Humboldt hier von dem Verhältnisse der Ansichten des Gedichts zu den Wedas sagt, ist in Erinnerung zu bringen, daß an die Brahmanen zur höchsten Vollendung gleichfalls die Unterdrückung der Leidenschaften gefordert wird, ferner daß II, 41 ff. nicht von dem der Brahmanenkaste eigentümlichen Lesen der Wedas als solchem gesprochen wird, sondern von dem verkehrten oder ungenügenden Gebrauche, der von diesen Büchern und deren Vorschriften gemacht und der hier getadelt wird. Herr von Schlegel nimmt die Stelle in einem viel stärkeren Sinne, nämlich als Tadel der Wedas selbst (Indische Bibliothek, 2. H., S. 237), indem der Dichter in ihr sie angreife und ihnen vorwerfe, auch sie begünstigten durch verheißene Segnungen für äußerliche Religionsleistungen eine weltliche Denkart, und meint, der Dichter habe sich in eine, wie es scheine, absichtliche Dunkelheit gehüllt wegen der Kühnheit seines Unternehmens. Herr von Schlegel gibt dabei die interessante Hoffnung, dieses einst in der philosophischen Auslegung des Gedichtes zu beweisen. Einstweilen können wir uns nur an die verschiedenen Übersetzungen halten, und alle drücken denselben wesentlichen Sinn [aus], wie ihn auch Langlès
  4) nach den zu anderweitigem Behufe gemachten Zitationen (Indische Bibliothek, 2. H., S. 235) gibt: "L'auteur (des Gedichts) critique la conduite des fauts dévots qui dans des vues intéressées, observent les règles préscrites par les Védas, il finit par dire: Ils pratiquent aussi, ils agissent, mais sans la retenue digne du sage."
Ferner S. 238 zu sl. 45: "Crichna dità Arjouna que l'explication des Védas peut prêter des sens favorables aux gens amis de la liberté, ou des passions ou des ténèbres" (den drei obenerwähnten Qualitäten, die überall die drei Grundkategorien sind).
Die englische Übersetzung drückt den Sinn wie Langlès aus, hier und da nur in entschiedeneren Zügen, als die Schlegelsche ebendenselben darstellt.
Diese lautet sl. 41-43: "Multipartitae ac infinitae sententiae inconstantium" (s. darüber Herrn von Humboldt zu Langlès, Indische Bibliothek, 2. H., S. 236). "Quam floridam istam orationem proferunt insipientes librorum sacrorum dictis gaudentes, nec ultra quicquam dari affirmantes, cupiditatibus obnoxii, sedem apud superos finem bonorum praedicantes (orationem, inquam), insignes natales tanquam operum praemium pollicentem, rituum varietate abundantem, quibus aliquis opes ac dominationem nanciscatur: qui hac a recto proposito abrepti, circa opes ac dominationem ambitiosi sunt, horum mens non componitur contemplatione ad perseverantiam."
5)

Ich kann hierin nichts sehen, als daß vom Mißbrauche der Wedas ("librorum sacrorum dictis gaudentes" heißt bei Wilkins: "delighting in the controversies of the Veds"), und zwar ausdrücklich durch Menschen, die in Irrtümern und noch in Leidenschaften befangen sind, die Rede ist, wie bei uns vom Mißbrauche der Bibel gesprochen wird, die für alle möglichen Irrtümer zitiert worden, von denen man auch sagen kann, sie seien durch Aussprüche der Bibel veranlaßt worden, ohne daß darum dem Ansehen und dem wahren Inhalte der Bibel Eintrag geschehe, weil es nur der Irrtum selbst ist, der sich solche Veranlassung nimmt. Gleich in sl. 46 heißt es: Zu so vielem Gebrauch ein voller Brunnen dient, so vielfachen Gebrauch gewähren dem prudenti theologo die Wedas, - wie auch unsere Theologen so klug sind, ihre willkürlichen Meinungen auf die Bibel stützen zu können. Ist unter prudens theologus etwas Wahreres als nur ein kluger Theolog zu verstehen (Wilkins: knowing divine), so liegt darin immer, daß von einem vielfachen Gebrauche der Wedas die Rede ist.
In IX, 20 wird solchen, die, kenntnisreich in den drei (hier sind nicht vier erwähnt) Wedas, den Asklepiassaft trinken nach den Opfern und den Reinigungen von ihren Sünden, die Seligkeit der Welt des Indra zugesagt. Aber VIII, 11 ff. eröffnet Krischna dem Ardschuna das Innerste und Höchste - nämlich die Joga - und sagt ausdrücklich, daß dies der reine Pfad sei, den die Weisen der Wedas lehren, und diese sind keine anderen als Brahmanen und dürfen keine anderen sein.
Am bestimmtesten heißt es XV, 15:
Ich (Krischna) bin in allen Wedas zu erkennen, ich bin der Urheber der theologischen Lehre (wedanta) und (nach Herrn von Schlegel) bin der Ausleger der Wedas (Wilkins: I am who knowed the Veds). Der die Kenntnis und Erkenntnis und die Auslegung der Wedas hat, ist der Brahmane; Krischna spricht sich als identisch, nicht bloß übereinstimmend, mit den Brahmanen aus, wie er auch die Wedas selbst ist, - wovon nachher. Krischna teilt dem Ardschuna das Wesentliche der Weisheit dieser Bücher und der Brahmanen mit, weil Ardschuna ein Kschatrija ist und darum für sich sie nicht besitzt. So muß die Bhagavad-Gita selbst nur als Mitteilung dieser Weisheit an die Nation angesehen werden, wodurch das, was ihr sonst auf andere Weise nicht bekannt wird, vielmehr im ganzen unzugänglich ist, zur allgemeineren Kenntnis gemacht wird, - auf die angemessene Weise, nämlich in einem poetischen Werke.
Die beiden Nationalgedichte Indiens leisten den Indern, was die Homerischen Gedichte den Griechen: die Belehrung über ihre Religion; sonst ist für diese Völker keine irgendwoher zu schöpfen. Der Kultus selbst ist nicht lehrend.
Auch die griechischen Dichter, welche nach der berühmten Stelle Herodots [II, 53] den Griechen ihre Götter gemacht haben, hatten Mythen, Traditionen, Kultus, Mysterien usf. schon vor sich; aber die Wedas sind für die indischen Dichter eine viel festere Grundlage.
Die Gedichte beider Nationen, wie überhaupt, sind nur Nationalgedichte, insofern sie ganz in dem religiösen Geiste und in den Vorstellungen ihres Volkes stehen.
Die Wedas liegen uns zwar noch nicht zur Einsicht vor - welcher Gelehrte oder vielmehr welche Regierung wird uns einst dies Geschenk machen? -, aber man braucht nur die einstweilen dem, der sich für die Religionen der Völker interessiert, unschätzbaren Auszüge anzusehen, die uns Colebrooke gegeben hat, um auch unabhängig von der angegebenen allgemeinen Anerkennung und religiösen Verehrung dieser Bücher sich zu überzeugen, daß, was in der Bhagavad-Gita überhaupt und von dem Innersten der indischen Vorstellung gemein gemacht ist, sich ganz nur auf die Lehre der Wedas gründet. In diesen heiligen Büchern selbst erscheint der Widerspruch, daß Opfer, Gebete, Werke und anderes, was äußerliche Erscheinung wird, das eine Mal als wesentlich vorgeschrieben, das andere Mal Brahma und die reine Richtung auf ihn als das Höchste, ja allein Wahre gepriesen wird.
Von den Wedas sagt Krischna teils, daß er selbst alle drei Wedas ist (IX, 17), teils in einem Zuge (daselbst), daß er das konzentrierte Monosyllabum Om in denselben ist (auch VII, 8), ingleichen X, 35, daß er unter den heiligen Hymnen (ohne Zweifel den Mantras, den Teilen der Wedas, welche aus Hymnen und Gebeten bestehen) der berühmte Gajatri ist (Herr von Schlegel schwächt durch magnus hymnus das spezifische Gajatri, das Wilkins angibt) dessen Übersetzung Colebrooke (Asiatic Researches VIII, 400) gegeben hat.
- Derselbe Gegensatz und Widerspruch erscheint allenthalben, wo äußerlicher Kultus und Zeremonien zugleich mit dem Bewußtsein höherer Innerlichkeit verbunden ist. In einer anderen Religion, die einen Zeremonialkultus von Opfern usf. hat, heißt es auch: Opfer und Brandopfer gefallen dir nicht; was dir wohlgefällt, ist nur ein reines Herz.
Es ist derselbe Gegensatz, der, unter ärgeren Äußerlichkeiten zugleich mit einer größeren Tiefe des Inhalts verbunden, zwischen dem Glauben und den Werken vorgekommen ist.
Es ist als indisches Gedicht, daß gleicherweise Bhagavad-Gita den Unterschied von Innerlichem und Äußerlichem nur als Gegensatz, nur als höchsten Widerspruch ohne seine Versöhnung enthalten kann. Dieser Umstand macht das Tädiöse der Darstellung sogar notwendig; wenn die eine Seite, die Werke und das Handeln überhaupt, geboren worden, so fällt die andere, die Abstraktion von aller Handlung des Gottesdienstes und der Wirklichkeit, wieder ein; aber diese Einseitigkeit macht auch wieder die andere, die Aufforderung zum Handeln insbesondere an den Kschatrija, notwendig, so daß der Vortrag von selbst durch den Inhalt in diese lästigen Wiederholungen gerät.

Um nun aber von der Stufe der Vollendung, welche das höchste Ziel ist, zu sprechen, so betrachten wir sie zunächst in ihrer subjektiven Form. Diese Vollendung bestimmt sich als dauernder Zustand der Abstraktion, um die es sich in allem Vorhergehenden gehandelt hat, - perennierende Einsamkeit des Selbstbewußtseins, die alle Sensationen, alle Bedürfnisse und Vorstellungen von äußeren Dingen aufgegeben hat, somit nicht mehr Bewußtsein ist, - auch nicht ein erfülltes Selbstbewußtsein, welches den Geist zum Inhalte hätte und insofern auch noch Bewußtsein wäre; ein Anschauen, das nichts anschaut, von nichts weiß, - die reine Leerheit seiner in sich selbst. Nach modernen Ausdrücken ist die Bestimmtheit dieses Zustandes die absolute Unmittelbarkeit des Wissens zu nennen.
Denn wo Wissen von etwas, von einem Inhalt ist, darin ist sogleich und bereits Vermittlung; das wissende Subjekt ist Inhaltwissendes nur vermittels dieses Inhalts, der ihm Gegenstand ist, und der Inhalt ist nur Gegenstand vermittels dessen, daß er gewußt wird. Einen Inhalt aber hat das Bewußtsein nur, insofern er ihm Gegenstand ist, es sei fühlend, anschauend, oder wie man wolle; denn das Fühlen, Anschauen, wenn es nicht Fühlen des Tieres ist, ist Fühlen, Anschauen des Menschen, d. i. des Bewußtseienden, - einfache nur analytische Bestimmungen, welche sogar nicht zu bemerken und zu wissen diejenigen, die heutigentags soviel vom unmittelbaren Wissen sprechen, bewußtlos und unwissend genug sind.

Diese abstrakte Konzentration ist nun die Seligkeit, deren nähere Bestimmungen Herr von Humboldt S. 39 zusammenstellt - die den Frommen und Gläubigen fast auf jeder Seite unseres Gedichts mehreremal verheißen wird -, durchweg das Eingehen in die Gottheit oder wörtlich zunächst in Krischna, das Verwehen in Brahman, die Verwandlung in Brahman (V, 24), Schlegel: "ad exstinctionem in numine (d. i. Brahman) pervenit", Wilkins: "obtain the incorporeal Brahm", und dann weiter: "Brahm is prepared, from the beginning, for such as are free from lust and anger" etc. Diese Einheit mit Brahman gibt auch die Befreiung von der Metempsychose.

Diese Einheit mit Brahman führt von selbst auf den letzten Punkt, welcher in dem Zusammenhange der indischen Religion der höchste ist, - den Begriff des Brahman, die Spitze der betrachteten Vertiefung. So leicht faßlich und bekannt es ist, was Brahman ist, so größere Schwierigkeiten bietet sein Zusammenhang mit dieser Vertiefung selbst dar; und so interessanter ist es, diesen Zusammenhang zu betrachten, aus dem, wie sich ergeben wird, der Begriff Brahmans selbst resultiert oder der vielmehr er selbst ist.

Gehen wir davon aus, näher zu betrachten, welche die affirmative Stelle oder Bestimmtheit des Geistes sei, der jene Vertiefung seiner in sich, jene Vereinsamung des Selbstbewußtseins mit sich angehöre, so ist es das Denken. Vertiefung und die anderen Ausdrücke, Devotion, Kontemplation, bezeichnen das Zuständliche, nicht die Sache selbst. Jene Abstraktion von aller äußerlichen und innerlichen Bestimmtheit, allem Inhalte der Empfindung und des Geistes in ihrem affirmativen spezifischen Dasein ist das zustandslose Denken.
Es ist für erhaben zu achten, daß die Inder sich zu dieser Absonderung des Unsinnlichen vom Sinnlichen, der empirischen Mannigfaltigkeit von der Allgemeinheit, des Empfindens,
Begehrens, Vorstellens, Wollens usf. von dem Denken und zu dem Bewußtsein der Hoheit des Denkens erhoben haben. Aber das Eigentümliche ist, daß sie von der ungeheuren Abstraktion dieses Extrems nicht zur Versöhnung mit dem Besonderen, nicht zum Konkreten durchgedrungen sind; ihr Geist ist deswegen nur der haltungslose Taumel von dem einen zu dem anderen und zuletzt die Unglückseligkeit, die Seligkeit nur als Vernichtung der Persönlichkeit, was dasselbe mit dem Niban der Buddhisten ist, zu wissen.

Wenn statt des Ausdrucks Devotion, Vertiefung usf. die Benennung der Sache, Denken, gebraucht worden wäre, so stünde dem entgegen, daß wir bei dem Denken, selbst dem reinen, auch abstrakten Denken immer noch die Vorstellung haben, daß etwas gedacht werde, daß wir als denkend Gedanken haben, d. i. sie als inneren Gegenstand haben.
In gleicher Bestimmungslosigkeit das Anschauen als so ganz reines Anschauen genommen, ist es dieselbe abstrakte Identität mit sich; das nur reine Anschauen schaut auch nicht etwas an,
so daß man es selbst nicht Anschauen des Nichts nennen kann, denn es ist gegenstandslos.
Doch Anschauen schließt wesentlich ein, konkret zu sein; wenn das Denken zwar auch nur wahr ist, insofern es konkret in sich ist, so ist seine eigentümliche Bestimmtheit jene reine Allgemeinheit, die einfache Identität; der Jogi, der innerlich und äußerlich unbewegt dasitzt und auf die Spitze seiner Nase hinstarrt, ist jenes zur leeren Abstraktion gesteigerte, gewaltsam festgehaltene Denken. Solcher Zustand aber ist uns ein durchaus Fremdartiges und Jenseitiges und würde uns durch den Ausdruck des Denkens, als welches uns in unserer Vorstellung etwas ganz Geläufiges ist, viel zu nahe gelegt.

 

1) *Ein merkwürdiges Beispiel, wie gleichfalls durch die abstrakten Übungen hohe Macht erlangt wird, obgleich die Besiegung der Leidenschaften noch fehlt, ist in der Episode des Mahabharata, Sunda und Upasunda, vorhanden, mit der mein gelehrter Freund und Kollege Herr Prof. Bopp das Publikum bekannt gemacht hat, in Ardschunas Reise zu Indras Himmel 1824, Übers. S. 37. - In desselben Gelehrten Konjugationssystem der Sanskrit-Sprache hat er eine Übersetzung der Episode des Wischwamitra gegeben; bei meinem Auszuge hatte ich die englische Übersetzung in der Seramporer Ausgabe des Ramajana vor mir.

2) *Teils um eine nähere Vorstellung, teils um den Beweis dieser unglaublichen Abgeschmacktheit zu geben, sei einiges von dem vielen (in den ersten paar Stunden des Tages kann der Brahmane etliche und 40 Fehler begehen, - ob er den rechten oder den linken Fuß zuerst aus dem Bette setzt, in den rechten oder linken Pantoffel zuerst schlüpft usf.) aus den Gesetzen des Manu ausgehoben. Der Brahmane darf (IV, 43) seine Frau oder seine Frauen (denn er kann deren viele haben), mit denen er auch nicht essen darf, nicht essen sehen, noch sie niesen oder gähnen sehen usf. Er darf nicht essen und dabei nur ein Kleid anhaben; er darf nicht urinieren und seine Notdurft verrichten auf der Landstraße, noch auf Asche, noch wo Kühe grasen, noch auf beackertem Grund, noch ins Wasser oder auf Brennholz, noch (außer in großer Not) auf einem Berg, noch auf den Ruinen eines Tempels, noch zu irgendeiner Zeit auf ein Ameisennest, noch in Gräben, worin lebendige Wesen sind, noch im Gehen, noch im Stehen, noch an dem Ufer eines Flusses, noch auf dem Gipfel eines Bergs, noch bei solcher Verrichtung sehen auf etwas vom Winde Bewegtes, oder auf ein Feuer, oder auf einen Priester, oder auf die Sonne, oder auf Wasser, oder auf Rindvieh, - muß dabei bei Tage mit seinem Gesichte gegen Norden, bei Nacht nach Süden gewendet sein, morgens und abends wie bei Tag usf. Unzählig ist das, was er in Beziehung auf das Essen zu beobachten hat.

3) In Paul Deussens Übersetzung: "In dieser Weise der Satzung der drei Veden folgend und nach Wünschen verlangend, erlangen sie Hingehen und Wiederkommen."

4) Louis Mathieu Langlès, 1763-1824, französischer Orientalist

5) In Paul Deussens Übersetzung:
"41. ... vielverzweigt und endlos (sind) die Ansichten der Unentschiedenen.
42. Eine blumenreiche Rede gibt es, welche die Unweisen verkündigen, sie, welche an Vedareden sich letzen, o Prithâsohn, und behaupten, daß es nichts anderes gebe;
43. sie, welche in Werken befangen, zum Himmel streben und jener Rede huldigen, welche als Lohn der Werke eine Neugeburt verheißt und viel Redens macht von besonderen Zeremonien zum Zwecke des Genusses und der himmlischen Herrlichkeit:
44. Wer durch sie seinen Geist verführen läßt, der klammert sich an Genuß und himmlische Herrlichkeit; aber jene Ansicht, welche Entschiedenheit in sich trägt und auf Versenkung [sich gründet], wird ihm nicht zuteil."

( G.W.F.Hegel
Rezensionen aus den Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik
Über die unter dem Namen Bhagavad-Gita bekannte Episode des Mahabharata von Wilhelm von Humboldt
Berlin 1826 )                       1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7

G.W.F.Hegel
Rezensionen aus den Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik

Über die unter dem Namen Bhagavad-Gita bekannte Episode des Mahabharata von Wilhelm von Humboldt

Berlin 1826                                                                      1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7    

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